Schüler starten im Seniorenstift Aerzen einen Selbstversuch – Erstmalig Projekt mit Schule im Hummetal
Lucas und Tom, Schüler des 10. Jahrgangs der Schule im Hummetal, sitzen sich heute in einem Aufenthaltsraum des Seniorenstifts Aerzen auf zwei Stühlen gegenüber. Der eine ist mit Lätzchen, Teller und Löffel ausgestattet. Der andere macht unsicher den Mund auf, als ihm der mit püriertem Etwas befüllte Löffel Richtung Kauleiste geschoben wird.
13 Schüler haben sich für den Wahlpflichtkurs „Gesundheit und Soziales“ entschieden, der sie in regelmäßigen Abständen zu ihrem Kooperationspartner führt, dem Seniorenstift Aerzen des DRKKreisverbands Weserbergland.
Es geht um Theorieblöcke wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht oder Ernährung im Alter. Vor allem aber geht es um den persönlichen Kontakt mit den Senioren, das Kennenlernen und Ausprobieren.
Drei Schüler haben sich heute unter die Damen und Herren der Hausgemeinschaft Heinz Rühmann gemischt. Einige der dementiell Erkrankten spielen mit ihrer Betreuungsperson Bingo. Der Kontakt zwischen Jung und Alt ist ohne Berührungsängste – die Schüler lesen ihrem Nachbarn die Zahl vor, lächeln aufmunternd und lernen nebenbei einiges über den Umgang mit Menschen, die ihre Erinnerung verlieren.
Lehrerin Ira Köhler und Susanne Thom, vom Begleitenden Dienst, seitens des Stifts verantwortlich für die Zusammenarbeit, sind begeistert, wie gut das neue gemeinsame Projekt von den Schülern angenommen und umgesetzt wird. Besonders in den Erfahrungsberichten und der Nachbereitung eines jeden Besuchs merkt Köhler, wie die im Schnitt 15- bis 16-Jährigen sich mit den Thematiken rund um das Thema Pflege, Betreuung im Alter, Alltag mit alten Menschen, beschäftigen.
Auch Lucas und Tom haben ihren Selbstversuch abgeschlossen: „Komisch“ sagen beide. Die Konsistenz des Essens – selbst das Fleisch ist püriert – sei nicht schön. Mit geschlossenen Augen werde es noch schlimmer. Und die beiden Jungen und ihre Mitstreiter im Praxisteil „Essen anreichen“ verstehen, welche hoch sensible Beziehung Pflegekraft und Bewohner allein bei einer Mahlzeit eingehen müssen.
Bis zu den Sommerferien stehen noch einige Besuche an. Thom und Köhler sind optimistisch, dass dieses für alle Seiten interessante und lehrreiche Projekt im neuen Schuljahr weitergeführt wird.