Polizei, DRK und Verkehrswacht testen Autofahrer
Ein Großteil der Autofahrer fährt an fingiertem Unfall vorbei, ohne zu helfen
Mittwochmorgen, kurz vor sieben Uhr: Zwischen Eimbeckhausen und Nienstedt ist ein Auto von der Fahrbahn abgekommen, gegen einen Baum geprallt und mit eingedrückter Front zum Stehen gekommen. Rauch kommt aus der Motorhaube. Zwei junge Frauen sitzen in dem silberfarbenen Peugeot, sie sind sichtbar mitgenommen, die Fahrerin scheint aus einer Kopfwunde zu bluten.
Was nach einem ernsten Unfall aussieht, ist glücklicherweise nur eine Übung. Gemeinsam mit der Polizei, der Verkehrswacht und der Notfalldarstellung Deister-Süntel, die sich aus Mitgliedern der DRK-Bereitschaften Bakede und Bad Münder zusammensetzt, wurde die Aktion „Nicht wegsehen - helfen!“ ins Leben gerufen, um die Zivilcourage der Bevölkerung zu testen. Ziel war es zu schauen, wie viele Menschen an einem Unfall anhalten, um Erste Hilfe zu leisten, und wie viele tatsächlich daran vorbeifahren. Die Fahrer sollten dafür sensibilisiert werden, dass die unterlassene Hilfeleistung eine Straftat ist und bereits beim Nichtabsetzen eines Notrufes anfängt. Das ernüchternde Fazit: Von 56 Fahrzeugen haben 21 angehalten.
Um möglichst viele Verkehrsteilnehmer zu erreichen, wurde die Zeit des morgendlichen Berufsverkehrs gewählt, und auch der Standort wurde strategisch ausgesucht: Aufgrund weniger Nebenstraßen konnte die Strecke nicht vorzeitig verlassen werden. Während die Verkehrsteilnehmer, die angehalten haben, bereits vor Ort darüber informiert wurden, dass es sich um eine Übung handelt, wurden diejenigen, die nicht angehalten haben, an einer späteren Kontrollstelle mit ihrem Fehlverhalten konfrontiert. Die Begründungen waren divers: „Nicht gesehen“, „Keine Zeit“ oder „Das hat doch nur leicht gequalmt“ waren die Aussagen.
Erklärungen, die die organisierenden Personen erschrecken, sie aber auch in ihrer Annahme bestätigen, dass ein Großteil vorbei fahren würde. Der Aufwand für eine solche Aktion ist nicht gering; sie muss frühzeitig geplant werden: die richtige Strecke/Örtlichkeit musste gesucht und begutachtet werden, Personal der Notfalldarstellung musste angesprochen werden, damit sich die Personen frühzeitig freinehmen konnten, ein Abschleppunternehmen wurde bezüglich eines Unfallfahrzeuges angesprochen und mit in die Planung einbezogen, der Landkreis musste von der Polizei informiert und ein Bauwagen organisiert werden und die Kreisregionalleitstelle Weserbergland (Leitstelle Hameln) sowie die Regionsleitstelle Hannover mussten über das Vorhaben informiert werden, damit dort zu der angegeben Zeit kein Rettungsmittel oder gar die Feuerwehr alarmiert/gebunden wurde. Gelohnt hat sich die Aktion jedoch allemal, denn ganz sicher konnten einige Fahrer davon überzeugt werden, wie wichtig ein Eingreifen in einer Unfallsituation ist.