Weihnachten auf dem Gleis
Weihnachten in Corona-Zeiten ist eine große Herausforderung: Wie viele Menschen und Haushalte dürfen sich treffen? Zählen Kinder mit? Und sind die Großeltern wirklich fit genug oder setzt man sie einem zu großen Risiko aus? Diese Fragen müssen sich Menschen stellen, deren Weihnachten im Normalfall aus Geselligkeit, Geschenken und leckerem Essen besteht.
Doch was ist mit den Menschen, auf die auch sonst keine Präsente oder eine üppig gedeckte Festtagstafel warten? Wie verbringen sie Weihnachten in Zeiten einer Virus-Pandemie? Um auch Bedürftigen in diesen schweren Zeiten eine kleine Weihnachtsfreude zu machen, taten sich der Ortsverein Hameln und der Kreisverband Weserbergland des Deutschen Roten Kreuzes mit der Hamelner Bahnhofsmission zusammen. Zahlreiche Vertreter beider Organisationen trafen sich am Mittag des 24. Dezember auf Gleis 5 des Hamelner Bahnhofes und verteilten Rinderbraten mit Rotkohl und Klößen sowie Obst und etwas Süßes. Gekocht wurde das Essen vom DRK-Seniorenstift in Aerzen.
„Corona hat uns in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bedauert Wolfgang Kaiser, Vorstand des Hamelner Ortsvereins. Seit 1997 richtet er mit seinen Mitarbeitern und zahlreichen Ehrenamtlichen die alljährliche Obdachlosenweihnachtsfeier in den Räumlichkeiten des Ortsvereins aus. Etwa 150 Menschen haben so die Gelegenheit, einen gemütlichen Nachmittag zu verbringen, der durch viele Spenden von Privatmenschen, aber auch Firmen ermöglicht wird.
Die Spendenbereitschaft sei in diesem Jahr besonders groß gewesen, ergänzt Kaiser. Insgesamt seien über 14.000 Euro zusammen gekommen. Daher war klar: Die Obdachlosenweihnachtsfeier alternativlos ausfallen zu lassen ist keine Option. Das fanden auch Thomas Müller, Vorstandsvorsitzender des DRK-Kreisverbands Weserbergland e.V.,, und Michael Bretzing, ehrenamtlicher Kreisbereitschaftsleiter, und nahmen über Anke Fuchs, Leiterin des Bereichs „Ehrenamt und Soziales“, Kontakt zur Bahnhofsmission auf. Bei Maria Wortmann und Mario Brinkmann stießen sie auf offene Ohren, und schnell war die Idee einer Essensausgabe geboren.
„Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, einige Menschen mit unserer Idee zu erreichen und ihnen eine kleine Freude zu machen“, so Thomas Müller. „Die Unterstützung von Hilfsbedürftigen und Notleidenden ist einer der Grundgedanken des Deutschen Roten Kreuzes. Schön, dass wir diesen hier trotz Corona-Pandemie umsetzen konnten.“ Übrig gebliebenes Essen wurde im Anschluss an die Aktion an weitere Einrichtungen verteilt, und auch die verbleibenden Spendengelder werden ausschließlich Bedürftigen zugutekommen.