Stellungnahme des DRK-Kreisverbands Weserbergland zur Berichterstattung über die fristgerechte Kündigung von 108 Kundinnen und Kunden der ambulanten Pflege in Salzhemmendorf und Bad Münder.
Der DRK-Kreisverband Weserbergland e.V. hat die Notbremse gezogen, um überlastete Mitarbeitende und Pflegebedürftige gleichermaßen zu schützen.
Stellungnahme des DRK-Kreisverbands Weserbergland zur Berichterstattung über die fristgerechte Kündigung von 108 Kundinnen und Kunden der ambulanten Pflege in Salzhemmendorf und Bad Münder.
- Die Kündigungen erfolgten ausschließlich aufgrund von akutem Personalmangel. Der DRK-Kreisverband hat für Salzhemmendorf und Bad Münder aufgrund von Krankmeldungen und Kündigungen nicht genug Leitungs- und Pflegepersonal für die weitere Sicherstellung der ambulanten Pflege in der gewohnten DRK-Qualität. Eine Delegation von Personal aus anderen Bereichen war aufgrund der engen Personaldecke nicht möglich. Ebenfalls stand kein Personal über externe Personaldienstleister zur Verfügung
- Die Arbeitssituation in der ambulanten Pflege verlangt von unseren Mitarbeitenden täglich ein immenses Engagement. Aufgrund der knappen Personalsituation lassen sich Zusatzdienste und Überstunden oft nicht vermeiden. Diese fortwährende Belastung verstärkt die ohnehin hohe Krankheitsquote und führt auch dazu, das Mitarbeitende das Arbeitsfeld der Pflege ganz verlassen.
- Diesen Entwicklungen müssen wir in unserem Kreisverband Einhalt gebieten und dafür sorgen, dass das vorhandene Personal die Arbeit auch bewältigen kann. Wir müssen für gesicherte Dienste und arbeitsfreie Zeiten sorgen, in denen sich die Beschäftigten wieder regenerieren können. Nur gesunde und motivierte Mitarbeitende sind in der Lage eine sichere Versorgung der Pflegebedürftigen zu gewährleisten. Dafür haben wir als DRK-Kreisverband auch eine Sorgfaltspflicht.
- Das Deutsche Rote Kreuz hat einen hohen ethischen Anspruch. Der DRK-Kreisverband fühlt sich diesen Werten, den Kunden und unseren Mitarbeitenden gleichermaßen verantwortlich und handelt danach.
- Diese Entscheidung ist dem Kreisverband und den bislang in der Pflege in Salzhemmendorf und Bad Münder eingesetzten Mitarbeitenden sehr schwer gefallen, da wir alle Kundinnen und Kunden schätzen und ohne diese akute Notsituation gerne weiter versorgt und unterstützt hätten.
- Wir sind uns der Schwierigkeiten, die unsere Kündigungen im Einzelfall ausgelöst haben, sehr bewusst. Um die vertraglichen Kündigungsfristen in jedem Fall einzuhalten, haben wir uns nicht in jedem Einzelfall vorab um eine angemessene Weiterversorgung bemüht. Dieses Versäumnis bedauern wir sehr. Wir stehen aber gerne bereit, unseren Kunden und ihren Angehörigen auch jetzt noch weiterzuhelfen und sind aktuell dabei Unterstützungsmöglichkeiten zu erarbeiten und daraufhin zu unterbreiten.
- Die in verschiedenen Beiträgen angedeutete wirtschaftliche Begründung für die Kündigungen ist nicht zutreffend. Der DRK-Kreisverband Weserbergland e.V. befindet sich insgesamt in einer gesicherten wirtschaftlichen Situation und verfügt über ausreichend eigene Liquidität. Wir sind ein stabiler und verlässlicher Pflegeanbieter im Landkreis Hameln-Pyrmont.
- Derzeit versorgen 148 Mitarbeitende über 650 Kundinnen und Kunden in der ambulanten Pflege. Die Kündigungen beziehen sich auch nicht auf die Tagespflegen in Hameln, Hessisch Oldendorf und Bad Münder. Ebenfalls ist die stationäre Pflege in Aerzen von den Maßnahmen nicht betroffen.
- Ursachen für die Notlage der gesamten Branche sind die finanziellen Rahmenbedingungen und der Pflegenotstand. Die Kosten sind durch Inflation und Tarifentwicklungen immens angestiegen. Die Refinanzierung durch die Pflegekassen hat nicht Schritt gehalten. In der ambulanten Pflege wurden trägerübergreifend über Jahre hinweg erhebliche Verluste erwirtschaftet, die aufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebotes und beim DRK auch aufgrund der Gemeinnützigkeit durch andere Aufgabenfelder nicht dauerhaft aufgefangen werden dürfen.
- Um unter diesen Rahmenbedingungen Pflegedienstleistungen weiterhin anbieten zu können, hat der DRK Weserbergland verschiedene Konsolidierungsmaßnahmen entwickelt. Neben der Neuverhandlung von Pflegesätzen, steht eine Optimierung unserer Organisationsstruktur und Tourenplanung im Mittelpunkt unserer derzeitigen Bemühungen.
- Aus diesem Grund wurden zum 1. Oktober 2023 die DRK-Pflegedienste Hessisch Oldendorf und Bad Münder zum Pflegedienst Hessisch Oldendorf-Süntel und die Pflegedienste Hameln und Coppenbrügge / Salzhemmendorf zum Pflegedienst Hameln-Ith zusammengelegt.
- Das Versorgungsgebiet wurde beibehalten. Wir können weiterhin die Bereiche Salzhemmendorf und Bad Münder versorgen. Es ist unser erklärtes Ziel in diesen Bereichen wieder Pflegedienstleistungen anzubieten, sobald die personelle Situation dies wieder stabil ermöglicht.
- Wir haben aufgrund des wachsenden Pflegebedarfs im Rahmen unseres Vereinszwecks über Jahre hinweg immer mehr Kunden aufgenommen. Leider konnten auch durch verstärkte Personalakquise mit Anzeigen, Plakaten, Gebäudebannern, Buswerbung, Social Media und Werbefilmen nicht im notwendigen Maße zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Pflege gewonnen werden. Die Konsequenz aus diesem Dilemma ist: „Wir werden künftig die Kundenanzahl stärker den Personalressourcen anpassen.“
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